• Unverwandtes Starren in Gebetbücher hat verschärfte Heiligkeit zur Folge, möchte man nach Betrachtung mittelalterlicher Altarbilder meinen. Und die neuzeitlichen Smartphones, Tabletoids und wie sie immer heißen mögen, haben ja auch noch den schönen Effekt, das Gesicht von unten geheimnisvoll zu beleuchten. Dass man in sozialen Netzwerken zu Flashmobs einlädt, hat sich auch schon bis zu mir herumgesprochen (kein Handy bzw nur ein uraltes, allenfalls sims-fähiges vom Tschüboh). Aber die Hartnäckigkeit der Demonstranten, die sich an der Köbrücke versammeln, hat mich dann doch erstaunt. Neulich führte mich mein Weg durch die Landeshauptstadt, und zwar gegen 18.-00 oder 19.00 bei strömendem Regen hin und um 22.30 in Regen & Finsternis zurück zu dem weiträumig außerhalb der Parkraumbewirtschaftungszone abgestellten Fahrzeug. Und der Clou, als ich an der Königsallee ankam, hatte die Demo, so mein Eindruck, schon vor längerer Zeit angefangen, wenn auch die Leute etwas ziellos herumlungerten statt, wie man von Friedensfreunden und Rettet-die-Welt-Enthusiasten erwartet, Sprechchöre zu skandieren und Transparente zu schwenken. Die standen da mehr oder minder unbeaufsichtigt in der Gegend rum und simsten in ihre Phones. Was mich aber für sie einnahm, war die Tatsache, dass sie bei dem Schweinewetter wirklich dem Aufruf gefolgt waren und nicht, wie ich sonst, wenn eine Demo ins Nasse zu kippen droht, daheimgeblieben waren. Aber wer beschreibt mein Erstaunen, als ich bei erneutem Passieren der Stelle auf dem Rückweg dieselbe Demo noch immer in den Anfängen sah. Es hatten sich zwar augenscheinlich größere Grüppchen zusammengefunden, die allerdings auch nur wieder offenbar vergleichend auf ihre Displays glotzten. Inzwischen war es Nacht, und es regnete wirklich Bindfäden, ich hatte keine Zeit - eilte ins Trockene meines Wagens - und es war nicht genug Licht, um auch davon noch ein Foto zu machen. Inzwischen schlenderten viel mehr Leute da herum als vorher, alle geneigten Hauptes die Handys umkammernd... Und da endlich dämmerte mir allmählich, dass es sich um Pokémonjäger handelte. Sogar ein Dixieklo hatte man ihnen aufgestellt und eigens die Köbrücke für den sonstigen Straßenverkehr gesperrt. Immerhin ist Düsseldorf ja die europäische Japan-Vertretung, Mitsubishi, Takenakla, Marubeni, alle möglichen Konzerne sind hier vertreten, und so viel ich weiß haben die Japaner nach komplizierten geognostischen Feng Shui-Untersuchungen diesen Standort gewählt. Da kann man dem so viel ich weiß japanisch inspirierten Pokémonfimmel schon aus Gründen der guten japanisch-deutschen Beziehung keinen Einhalt gebieten, nur weil in der City eine Kö-Brücke zum Spielort wird.

    Nomèkop auf der Kö


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